„Vor Ort – Studierende und Lehrende der Hochschule der bildenden Künste Essen stellen aus“

Eine ganz besonders spannende Ausstellung findet bis 25. August in der Maschinenhalle Fürst Leopold statt: „Vor Ort – Studierende und Lehrende der Hochschule der bildenden Künste Essen stellen aus“. Mehrfach besuchte im Vorfeld der Ausstellung die Klasse des chinesischen Künstlers Qiwei Zhang – er stellte 2018 in der Maschinenhalle aus – das Industriedenkmal und sammelte persönliche Eindrücke von der Architektur, von den Maschinen, von der Geschichte des Bergbaus. Dann entstanden erste Skizzen, aus den Skizzen wurde eine Idee und schließlich eine von vielen Folien für eines der großen Fenster im Industriedenkmal. Xiang Luo ist so eindrucksvoll vor Ort vertreten, andere malten, fotografierten oder fertigten Installationen – da wird ein wirklich spannender Bogen geschlagen.

Ausstellung „Ultramarine blue“ Débora Steinhaus

Ultramarine blue“ – Portugiesisch für Übersee, auch ein Wortspiel auf Seereisen – ist der Titel der aktuellen Werke der brasilianischen Malerin Débora Steinhaus. Die Farbe ist in der Frührenaissance und im Barock en vogue und auf chinesischem Porzellan, das im 15. und 16. Jhd. – der Zeit der Entdeckung Brasiliens – nach Holland gelangte.

Débora Steinhaus, geboren in Süd-Brasilien, ist im Staat Rio Grande do Sul aufgewachsen. Alle Kulturen ihrer Herkunft (Deutsche, Franzosen, Guaraní Indianer) sind ihr wichtig. Sie lebt und arbeitet in Berlin. In Porto Alegre hat sie Geschichte an der Universidade Federal do Rio Grande do Sul und Zeichnen am Atelier Livre studiert sowie in Rio de Janeiro Malerei an der Escola de Artes Visuais do Parque Lage- EAV und hat auch als Bühnenbildnerin gearbeitet.

Auf Europa-Reisen entdeckt sie die frühe niederländisch flämische Malerei. Ihre Faszination gilt der Farbe, der Natur und dem Licht. Die Bilder von Débora Steinhaus sind sorgfältig geplant mit direkten Bezügen zur Geschichte.  Über Barockmalerei gelangt sie in die Gegenwart, bezugnehmend u.a. auf Vermeer, die Schifffahrt und die Suche nach dem Neuen als Antrieb und Motiv für Bewegung.

Auf einer Hollandreise gefundene Porzellanscherben bildete sie in Gemälden plastisch ab und modellierte sie in Skulpturen. Débora Steinhaus stellt auch Zeichnungen auf Papier her. Sie sind mit Farbstift und Pastelltechnik angelegt in kontrastreichen Farben, im Spiel mit Licht und Schatten und einer bedeutsam gemachten Stofflichkeit, die nach Panofsky einen „Gegenstandsrealismus“ erzeugt, der ihre Malerei, ihre Zeichnungen und Skulpturen charakterisiert.

„Wasserwerke“ – Anastasiya Nesterova

„Wasserwerke“, so ist die dritte und letzte Kunstausstellung der Saison 2019 in der Maschinenhalle Fürst Leopold betitelt. Die Darstellung zeitgenössischer Landschaften sind das große Thema von Anastasiya Nesterova, wobei „zeitgenössisch“ nicht nur künstlerisch zu verstehen ist, sondern auch die Form der Landschaft selbst beschreibt. Denn die Wasserbilder von Anastasiya Nesterova haben mit den ideal komponierten Schauplätzen klassischer Landschaftsdarstellungen wenig gemein. Sie zeigen weder die unberührte Natur, noch sind sie inszeniert und verklärt. Das Gegenteil ist der Fall. In den Bildern von Anastasiya Nesterova begegnet dem Betrachter das Wasser als Bestandteil einer Umwelt, die das Ergebnis von Prozessen ist, die der Mensch im Positiven wie im Negativen durch seine Eingriffe im Laufe der Zeit maßgeblich bestimmt hat.
Die in der Ukraine geborene Künstlerin lebt und arbeitet heute in Berlin.

„Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden.“

„Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden.“ So Willy Brandt am 28. April 1961 in Bonn im Bundestagswahlkampf. Steht man vor den Bildern des Bottroper Künstlers Reinhard Wieczorek, die in einer Präsentation des Dorstener Kunstvereins ab 31. März in der Maschinenhalle zu sehen sind, kommt man zu dem Schluss: Und so ist es jetzt, der Himmel über dem Ruhrgebet ist wieder blau. Meistens.

Der Kommunikationswissenschaftler Dr. Alexander Christian interpretiert die Bilder von Reinhard Wieczorek so: „Als Meisterschüler in der Klasse des Bildhauers Karl Bobek hat Wieczorek an der Kunstakademie in Düsseldorf eine ganz eigene räumliche Auffassung von Malerei entwickelt. Er setzt sich aus der Perspektive eines Bildhauers damit auseinander. Durch die Teilung des Bildaufbaus in einen blauen Himmel und scheinbares Chaos unterhalb des Horizonts entsteht beim Betrachten seiner Bilder der Eindruck einer Landschaft.“

Die Bilder von Reinhard Wieczorek nehmen gefangen. Der Betrachter orientiert sich an Vertrautem, entdeckt Fremdes, wandert mit dem Maler durchs Revier.