Fürst Leopold

Mit den Abteufarbeiten der beiden Schächte von „Fürst Leopold“ beginnt die Gewerkschaft Consolidation 1910. Der Name der Zeche leitet sich vom damaligen Standesherrn und Besitzer des Bergregals (Verleiher der Förderrechte), dem Fürsten Leopold  Salm-Salm zu Anholt, ab.

Am 19. Januar 1913 wird die erste Kohle zutage gefördert. In diesem Jahr  fördert die 626 Mann starke Belegschaft bereits 40.000 Tonnen “schwarzes Gold”. Im Jahr darauf sind es 120.000 Tonnen. 1918 erwirbt die Hoesch AG das Eigentum an der Zeche.

Im Jahre 1920 kooperiert die Hoesch AG mit dem Köln-Neuessener Berkwerksverein und der Gewerkschaft Trier, dem Besitzer der benachbarten Zeche Baldur. 1925 fördern 2.100 Bergleute 510.000 Tonnen Kohle. 1927 beginnen die Arbeiten für einen eigenen Zechenhafen am Wesel-Dattel-Kanal, der 1930 den Betrieb aufnimmt.

Zusammenschluss mit Baldur

Die im Jahre 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise erfasste 1930 auch die allgemeine Industrie des Ruhrgebiets und hatte auch für den Bergbau verheerende Folgen. Nach anhaltenden Absatzproblemen wird im Juli 1930 zunächst die Gewerkschaft Trier – die Zeche „Baldur“ auf den Köln-Neuessener Bergwerksverein übertragen. Ein halbes Jahr später schließen sich die Hoesch AG und der Köln-Neuessener Bergwerksverein zum Großunternehmen Hoesch-Köln-Neuessener AG für Bergbau und Hüttenbetrieb zusammen.  „Baldur wird 1931 als Förderzeche stillgelegt und von Fürst Leopold übernommen. Zur besseren Bewetterung von „Fürst Leopold“ erfolgt im Juni 1931 die unterirdische Verbindung und das Gesamtberkwerk nannte sich  fortan „Fürst Leopold/Baldur“.

Die Gesamtförderung wurde auf Fürst Leopold 1/2 zu Tage gebracht. Die Schächte Baldur 1/2 dienen weiterhin als Wetterschächte. In den besten Jahren schafften 5000 Beschäftigte über und unter Tage täglich bis zu 12000 t Kohle. Das Grubenfeld war bis zu 96 Quadratkilometer groß. Es wurden 13 Flöze abgebaut, die zwischen 1,0 und 2,5 Meter mächtig waren und in einer Teufe von 850 bis 1200 Meter lagen.

1945 erlitt die Zeche schwere Kriegsschäden; das Grubengebäude stand teilweise unter Wasser. In diesem Jahr sank die Förderung auf etwa 280000 Tonnen ab. Die Förderung wurde bis 1950 wieder auf 1,06 Millionen Tonnen gesteigert und die höchste Förderung ist 1956  mit 1,5 Millionen Tonnen erbracht worden. 1954 wurde Schacht Baldur 2 unterhalb der ersten Sohle verfüllt.

Eingliederung in die Ruhrkohle AG

Um den deutschen Bergbau weiter zukunftsfähig betreiben zu können, wurde 1968 die Ruhrkohle AG (RAG) gegründet, in die man 80% der damaligen Bergwerke in Deutschland zusammenfasste. 1970 übernahm die RAG die Schachtanlage von der Hoesch AG . Die Werksdirektion Fürst Leopold und Wulfen wurden zur Bergwerksdirektion Fürst Leopold/Wulfen zusammengefasst. Beide Anlagen blieben aber selbstständig.

Im Rahmen eines Exploriationsprogramms zur Erkundung neuer Lagerstätten stößt man im Baufeld „Wulfen“ 1974  bei einer Tiefenbohrung auf weitere Steinkohlenflöze, was die geplante Schließung der Zeche für 1975  abwendet. Pläne für einen untertänigen Verbund mit Fürst Leopold nahmen Gestalt an. Nach Durchschlag einer 9 km langen Strecke wird 1981 Wulfen und Fürst Leopold unterirdisch verbunden. 1976 wurde der Schacht mit einem neuen Fördergerüst versehen.
1981 erfolgte der Durchschlag zwischen den Anlagen. Die gesamte Förderung des Bergwerks (8000 Tonnen täglich) wurden in Schacht Fürst Leopold 1 gehoben und dort verarbeitet. 1982 kam es zum Jahresanfang zum endgültigen Verbund beider Schachtanlagen. Durch diesen Verbund erhielt das Bergwerk Fürst Leopold /Wulfen ein Baufeld von 104,3 km². Im Jahre 1983 wurde zudem ein „Rohkohlen-Stapel-und Vergleichmäßigungsanlage“ (Rundhalle) in Betrieb genommen, um die geförderte Rohkohle zu einem gleichmäßigen Endprodukt zu vermischen. 1997 erzielte die Schachtanlage Fürst Leopold/Wulfen mit 2,4 Millionen Tonnen die höchste Jahresförderung in ihrer Betriebsgeschichte.

 

Verbund mit Westerholt und Schließung

1998 erfolgte der Verbund von Fürst “Leopold/Wulfen” mit der Gelsenkirchener Zeche “Westerholt“ zum Bergwerk “Lippe“. Das neue Bergwerk setzte sich im Verbundjahr wie folgt zusammen:

  • Baufeld Fürst Leopold/Wulfen: Fürst Leopold 1/2 (Förderanlage), Baldur 1, Wulfen 1/2;
  • Baufeld Westerholt: Westerholt 1 bis 3 (Förderanlage), Polsum 1 und 2 (Bewetterung), Altendorf (Bewetterung).

Im Jahr 2001 verlor Fürst Leopold seine Funktion als Förderanlage; die Kohlen aus dem Baufeld gingen danach untertage nach Westerholt. Die Förderung in 2002 betrug 2,0 Millionen Tonnen, das Grubenfeld hat eine Größe von 148 km². Mit der anhaltenden Bergbaukrise kam jedoch bald das „Aus“. Im Jahre 2001 endete mit der Schließung der Zeche Fürst Leopold eine lange Bergbautradition. Die Förderung auf Fürst Leopold wurde eingestellt, die Schächte Wulfen 1 und 2 und der Schacht Baldur 1 wurden anschließend verfüllt.

Am Standort von Fürst Leopold blieben Schächte zum Zwecke der Bewetterung und Wassererhebung bis auf weiteres offen. Nach Förderungseinstellung auf Fürst Leopold wurden alle noch vorhandenen Schächte bis auf Fürst Leopold 1/2 aufgegeben. 2001 wurde der Wetterschacht Baldur 1 sowie die Schächte Wulfen 1/2 verfüllt. Die Fördergerüste der Schächte Wulfen 1/2 wurden 2002 demontiert. Fürst Leopold 1/2 ist damit nur noch Außenschachtanlage des Bergwerks Lippe. Schacht 1 diente weiterhin als Wetter- und Materialschacht für das Bergwerk Lippe. Am 11.04.2008 wurde das Fördergerüst Schacht 1 demontiert. Der Schacht 2 wird noch zur Seilfahrt genutzt. Die weiteren übertägigen Anlagen liegen brach.

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