Volles Haus am Tag der Offenen Tür

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Natürlich hatte sich der Verein für diesen großen Tag einen blauen Himmel über der jetzt zum öffentlichen Veranstaltungsgebäude umgerüsteten Maschinenhalle gewünscht, aber „Petrus“ spielte eben nicht mit.

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“Also haben wir“, sagte dazu der Vereinsvorsitzende Gerhard Schute in seiner Begrüßung, „die eigentlich für heute vor der Maschinenhalle geplante Bewirtung der Gäste und Besucher in die Halle verlegt, die auch dafür, das wird der Tag beweisen, bestens geeignet ist.“

Drei Gäste “ohne die es diesen Tag heute so gar nicht hätte geben können” begrüßte Schute namentlich, nämlich: “Die Hausherrin Ursula Mehrfeld mit einem Dank an die Stiftung Industriedenkmalpflege für die gute Zusammenarbeit während der unter der Federführung der Stiftung durchgeführten Bauarbeiten in den vergangenen Jahren.” Als zweiten Gast Rainer Klenner als Vertreter des NRW-Bauministeriums, das letztlich die Mittel für die Umrüstung bewilligte, und Tobias Stockhoff, Bürgermeister der Stadt Dorsten und Chef der Stadtverwaltung, “deren Ämter und da natürlich vorweg alle Ämter rund ums Planen und Bauen kräftig unterstützt haben.” Der Vereinsvorsitzende: “Diese drei Institutionen, also das Land, die Stadt und die Stiftung haben dem Bergbauverein und seinem Konzept für die künftige Nutzung der Maschinenhalle vertraut und es so ermöglicht, dass wir heute diesen Tag als Meilenstein in der Geschichte der Maschinenhalle feiern können.”

Der Verein hatte bewusst darauf verzichtet, eine Eröffnung für geladene Gäste mit Reden, Sektempfang und Häppchen zu feiern und sich statt dessen für einen bunten Tag der Offenen Tür entschieden, der den Besuchern einen Einblick geben sollte “in all das, was künftig in dieser Maschinenhalle möglich sein wird.” Und dieses Programm sorgte dann auch beim Publikum für helle Begeisterung.
 

Mit dem ersten Programmpunkt wurden die Besucher gleich auf dem Weg aus dem Foyer ins Obergeschoss der Maschinenhalle konfrontiert, mit den beeindruckenden Arbeiten des Dorstener Industriefotografen Peter Koerber. Seine Bilder aus dem Jahr 2000, also aus einem Jahr als auf Fürst Leopold noch Kohle gefördert wurde, sind im Erdgeschoss der Halle gleichzeitig Referenz an die Geschichte dieses Hauses und seine Bedeutung für die Zeche, aber dann eben auch ein Stück Abschied von der alten Nutzung hin zu einer neuen Zukunft der Maschinenhalle.

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Es staute sich im Laufe des Tages immer wieder im Gang zum Treppenhaus. Auch, weil hier wetterbedingt jetzt die üppige Kuchentheke ihren Platz gefunden hatte, aber in erster Linie ließen sch die Besucher von den Koerber-Bildern fesseln. “Da hab ich”… oder auch “Das war doch…” ehemalige Belegschaftsmitglieder von Leopold suchten und fanden auf den Bildern Ankerpunkte für die Erinnerung an die eigene Vergangenheit auf der Zeche, meinten sogar diesen oder jenen ehemaligen Kollegen auf den Bildern zu erkennen. Man blieb stehen, kam ins Plaudern, vergaß die Ehefrau und den Kuchen – schöne Augenblicke. Solche zu bescheren, wird auch künftig eine Aufgabe der Maschinenhalle sein. Erinnerungen ohne nostalgische Verklärung und ohne ideologische Anspruch.

Das soll nicht zuletzt über das “Leopold-Regal” realisiert werden, das nächste Projekt, das der Bergbauverein jetzt in der Maschinenhalle realisieren will. Dank eines Zuschusses der NRW-Stiftung von 92.000 € und der Hilfe der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur steht die Finanzierung, jetzt wird mit Unterstützung von Prof. Dr. Ulrich Borsdorf, Gründungsdirektor des Ruhr Museums auf Zollverein in Essen an den Inhalten gearbeitet. Das “Leopold-Regal” soll schon durch seine besondere Form der Ausstellung ein mindestens regional wirkender Magnet für die Maschinenhalle werden.

Zukunftsmusik, zurück zum Sonntag, wo nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden eine bemerkenswerte Premiere zu hören war. Ouwe XL (Reinhard Ernst Gitarre, Michael Thiemann, Flöte, Klaus Griese, E-Drums) präsentierte Locomotive Breath, das bekannteste Stück von Jethro Tull, im Intro unterlegt mit dem Steigerlied. Nichts zum Mitsingen, ganz im Gegenteil: Das Steigerlied kommt verzerrt, fast klagend durch die Rhythmen von Jethro Tull – so ist es eben: Die Zeit der Knappenchöre ist vorbei.

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Und weiter mit Musik, der Musik von Thomas Döller (Titan-Bassflötie und Jürgen Schwalk), die als Duo Alexandre Tansman schon mehr fach in der Maschinenhalle gespielt haben. “Adieu”, ein Solostück für Titan-Bassflöte – Mareike Schuth tanzte zu dieser Musik nach einer Choreografie von Gabriela Jüttner. Mucksmäuschenstill wurde es da in der “Grünen” Halle.

 

 

 

 

Dicht an dicht standen die Besucher auf der Empore und der Galerie, ließen sich zunächst mitnehmen von Mareike Schuth, um dann, rezitiert von Ursel Kipp mit dem Gedicht “ich” des Arbeiterdichters Artur Troppmann (1930-1997) eine Auflösung angeboten zu bekommen.

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ich

bin ich
mit Maschinen
länger zusammen
als mit meiner Frau

hab ich
Werkstücke
länger in Händen
als meine Kinder

versteh ich
von Metall
mehr
als von Menschen

(Artur Troppmann um 1970)

 

Der zweite Teil dieser Tanzperformance stand dann unter der Überschrift “Carbon – Wie klingt Kohle? Klingt sie dunkel? Lassen sich die Mühen erahnen, die es kostet, sie zu fördern? Thomas Döller, Flötist aus Dorsten, hat ihr Klangspektrum erforscht, indem er im Duo mit Jürgen Schwalk Steinkohle für seine Bass-Querflöten benutzt. Wer Mareike Schuth zu dieser Musik tanzen sah, bekam eine Ahnung, wie Kohle klingt und dass sie denen, die mit ihr arbeiten, alles abverlangt.

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Weiter mit Musik – die German Silver Singers. Deutschlands ältester Casting-Chor – die Bewerber müssen mindestens 60 Jahre alt sein – brachte Lebensfreude pur in die Maschinenhalle. “Oh happy Day”, das passte bestens zu diesem Tag und jetzt konnte das Publikum, eingeladen von Volker Buchloh, dem musikalischen Leiter des Chores, auch mitsingen. Begleitet von Harald Schollmeyer am E-Piano machten die Auftritte der German Silver Singers viel Lust auf die Chorkonzerte, die es künftig in der Maschinenhalle geben wird.

Zum Beispiel in der Veranstaltungsreihe “Anne Koepe” (An der Koepescheibe), die in der Veranstaltungssaison von “O bis O” (von Ostern bis Oktober) an jedem dritten Sonntag im Monat in der Maschinenhalle geplant ist. Lesungen soll es da geben, musikalische Frühschoppen, Diskussionsrunden und eben auch Chorkonzerte.

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Statt der sonst bei solchen Eröffnungen üblichen Grußworte, Reden und Danksagungen gab es am Tag der Offenen Tür in der Mawschinenhalle zwei spannende Talkrunden, moderiert von Sonja Gerhardt, bekannt vom WDR-Fernsehen als Moderatorin zum Beispiel der aus Dortmund gesendeten Lokalzeit. Und Sonja Gerhardt führte auch ebenso gekonnt wie charmant durch das bunte Veranstaltungsprogramm. Gesprächspartner/innen in der ersten Talkrunde waren (von links) Rainer Klenner vom NRW-Bauministerium, Regina Schmitz vom Management “Initiative ergreifen”, Ursula Mehrfeld für die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff und der Vereinsvorsitzende Gerhard Schute.

Der immer wieder angesprochene Punkt: Die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements gerade in Zeiten knapper öffentlicher Mittel. Da gab es viele Komplimente für den Dorstener Bergbauverein – beantwortet mit ausdrücklichem Dank fürs konstruktive Miteinander. Aber es wurde auch deutlich, dass auch ehrenamtliches Engagement letztlich begrenzte Ressourcen hat und es ohne die Unterstützung hauptamtlicher Strukturen nicht geht.

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Im zweiten Teil der Talkrunde ging es vor allen Dingen um die künftige Nutzung der Maschinenhalle. Marina Banach machte mit ihrer Erinnerung an eines der bereits durchgeführten Jugendkunstprojekte mit der Gesamtschule Wulfen Lust auf Wiederholungen und sie hatte dazu auch das damals von ihr in diesem Projekt gemalte Bild mitgebracht. Und man wird in der Maschinenhalle heiraten können – so haben es auch Lisa Schute und Jens Olschewski (links) vor. “Wie stellst Du Dir den großen Tag hier vor?”, wollte Sonja Gerhardt von Jens wissen. Seine Antwort: “Da müssen Sie meine Frau fragen.” Lisa hatte viel zu erzählen.

Attraktive Ausstellungen wird es künftig in der Maschinen zu sehen geben. “Wege zum Bild”, so heißt das Gemeinschaftsprojekt der drei Künstlerinnen Ursel Kipp, Slavica van der Schors und Brigitte Stüwe, das am Tag der Offenen Tür für eine ganz besondere Atmosphäre in der grünen Maschinenhalle sorgte.

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Micky in der Maschinenhalle? Ursel Kipp konfrontierte das Publikum mit ihren Kindheitserinnerungen. Slavica van der Schors zeigte Studien von ihrer Arbeit auf und mit Fürst Leopold und vor den großformatigen Bildern von Brigitte Stüwe, die immer wieder vor dem Tag der Offenen Tür die Maschinenhalle als Atelier genutzt hatte, fand sich auch diese Gruppe zum Erinnerungsfoto.

 

 

 

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Einer der spannenden Höhepunkte im Programm: Die Vorführung des Reibradantriebs. Der war zwar schon mit einem kleinen Festakt offiziell Ende November in Betrieb genommen worden, aber am Sonntag hatte nun auch die Dorstener Öffentlichkeit die Gelegenheit, vor Ort zu staunen. Finanziert wurde dieser Reibradantrieb mit einem Zuschuss der NRW-Stiftung von 117.000 € und er soll künftig an jedem Öffnungssonntag um 15 Uhr präsentiert werden.

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Auch fürs leibliche Wohl wurde bestens gesorgt. Hannelore Markus, Gabi Schöneweiß und Brigitte Halbeisen betreuten die üppige Kuchentheke und draußen im Bierwagen (froren und) bedienten Pia Schute, Lena Hater, Ann-Kathrin Kirste und Benedikt Pötsch.

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Fleißig mit der Kamera unterwegs war den ganzen Tag Stefan Wilke. Er hielt die spannenden und besonderen Momente fest und wird dem Verein eine Dokumentation zur Verfügung stellen. Und die wird es dann (für all die, die nicht da waren zum Neidischmachen) auch hier zu sehen geben.

Und so berichtete die  Logo_Dorstener_Zeitung