Einem Dorf gleich wurde ab 1912 auf freiem Feld zwischen der Landgemeinde Hervest und der Stadt Dorsten für rd. 700 Bergleute und ihre Familien die Kolonie Fürst Leopold gebaut. Im Stil einer Gartenstadt und mit einer bis heute sehenswerten Dorfmitte, dem Brunnenplatz. Auch einen Brunnen hatte Architekt Hans Werner Eggeling hier geplant – lange Jahrzehnte blieb es beim Plan, weil immer andere Themen viel wichtiger waren. Die beiden Weltkriege, die Jahre des Wiederaufbaus mit dem Wirtschaftswunder, das nicht zuletzt dem Bergbau zu verdanken war und gleich zu Beginn der 1960er Jahre die sich stetig verschärfende Krise des Bergbaus, die 1968 in die Gründung der Ruhrkohle mündete.

Erst mit der unter Federführung von Manfred Ludes in den 1980er Jahren durchgeführten Sanierung der vom Abriss bedrohten Zechensiedlung kam auch das Thema „Brunnen auf dem Dorfplatz“ wieder auf die Tagesordnung. Der Lüner Bildhauer Reinhold Schröder bekam den Auftrag und als der damalige NRW-Ministerpräsident Johannes Rau auf dem Brunnenrand stehend die ersten Bauabschnitte der Sanierungsarbeiten lobte, spuckten hinter ihm Schröders Brunnentiere ins Brunnenbecken. Die Brieftaube, die Ziege, das Schwein und das Federvieh – die Tiere des Bergmanns zieren diesen Brunnen.

Für die nächsten drei Jahre (2021-2023) hat der Bergbauverein die Patenschaft für den Brunnen übernommen – er soll wieder in Betrieb gehen. Drei Jahre, in denen es hoffentlich gelingt, ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu erarbeiten, weil die Stadt aus Haushaltsgründen zwar die (derzeit den) Brunnen auf dem Markt in der Innenstadt schultern will, nicht aber die Brunnen in den Stadtteilen.

Am letzten Sonntag im März (28.3.) heißt es auf dem Brunnenplatz nach Jahren des Stillstands endlich wieder „Wasser marsch“. Wohl nicht mit einem großen Fest, aber mit viel Begeisterung und Vorfreude auf einen Sommer, in dem wieder Kleinkinder in diesem Brunnen planschen.