Beirat von “Initiative ergreifen” informierte sich vor Ort
Ortstermin auf Fürst Leopold: Besucher und Gastgeber studieren die Standortpläne.
Vor Ort, also am Standort Fürst Leopold, informierten sich am Montag (22. Oktober) Mitglieder des Beirates “Initiative ergreifen“ im Gespräch mit Bürgermeister Lambert Lütkenhorst und Bernd Lehmann (Planungsamt der Stadt Dorsten), Paul Walter Georgi (Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur) und dem Vorstand des Bergbauvereins über den Stand der Planung auf Fürst Leopold, besonders aber über das vom Bergbauverein in Abstimmung mit der Stiftung und der Stadt erstellte Nutzungskonzept für die Maschinenhalle.
Der Hintergrund des Besuches: Am letzten Oktobertag hat der Beirat über den Förderantrag entschieden, mit dem die Umnutzung der Maschinenhalle in einer Größenordnung von 605.000 € finanziert werden soll.
Nach kurzem Rundgang über das Leopold-Gelände war die Maschinenhalle die erste Station des Arbeitsbesuches, anschließend ging es zu Fuß durch die Zechensiedlung zur Geschäftsstelle des Bergbauvereins am Brunnenplatz. „Das war ein wichtiges und wertvolles Gespräch“, meinte abschließend Bärbel Pötsch, stellvertretende Vorsitzende des Bergbauvereins und Leiterin der Arbeitsgruppe, die in den vergangenen zwei Jahren die Arbeit am Nutzungskonzept federführend koordiniert hat. Ein Eindruck, den auch Regina Schmitz teilte, Mitarbeiterin der Dortmunder Agentur „initiative startklar“, die im Auftrag der Landesregierung den Bergbauverein bei der Arbeit am Nutzungskonzept beraten hat und die Arbeit des Beirates vorbereitet und begleitet.
Was ist „Initiative ergreifen“?
Dabei handelt es sich um ein Programm des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr (MBWSV) des Landes Nordrhein-Westfalen. Es
– wendet sich an bürgerschaftliche Gruppen und lokale Partnerschaften, die Verantwortung übernehmen wollen für das städtische Gemeinwesen.
– unterstützt die Verknüpfung von bürgerschaftlichem Engagement mit Anliegen der Stadt- und Stadtteilentwicklung, der Strukturpolitik und der integrierten gebietsbezogenen Stadterneuerung.
– wendet sich an Kommunen, die neue Wege suchen in der Kooperation und Aufgabenteilung mit ihren Bürgern.
Das Programm gibt es seit 1996 mit dem Vorläufer bei der Intern. Bauausstellung (IBA) Emscher Park. Bisher wurden landesweit über 70 Projekte in die Realisierung gebracht, ein großer Teil davon ist baulich fertig gestellt und im erfolgreichen bürgerschaftlich getragenen Betrieb.
Initiative ergreifen” ist ein Impulsprogramm, das über die Realisierung der einzelnen Projekte hinaus übertragbare Beispiele und Anregungen für eine neue (stadt)gesellschaftliche Praxis gibt.
Und das sind die Mitglieder des Beirates „Initiative ergreifen“, die am 31. Oktober über den Förderantrag „Maschinenhalle Fürst Leopold entschieden haben:
Dr. Georg Cramer (Handwerkskammer Düsseldorf)
Petra Glöß (Erste Beigeordnete der Stadt Castrop-Rauxel)
Brigitte Grandt (Entwicklungsgesellschaft Duisburg und Städtenetz Soziale Stadt, Essen)
Dieter Merschjohann (Stadt Lichtenau, Kreis Paderborn)
Ulrich Meier (Kreishandwerkerschaft Essen)
Michael Rau (Architekt und Ratsmitglied, Aachen)
Stefan Rommelfanger (Stadtplanungsamt Gelsenkirchen)
Angelika Simbriger (Koelninstitut iPEK, Projektentwicklung – Evaluation – Kommunikation)
Gerd Spieckermann (Zentrum Bahnhof Langendreer, Bochum)
Yunus Ulusoy (Zentrum für Türkeistudien, Essen)
Rainer Klenner (Min. für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW
Karl Jasper (Min. für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW
Matthias Fischer (Min. für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW
Hier zum Nachlesen oder Ausdrucken eine Info des zuständigen
NRW-Landesministeriums zum Programm „Initiative ergreifen“
Die Maschinenhalle Fürst Leopold Dorsten
als Informations- und Begegnungszentrum
Einführung
Rückblick Bergwerk Fürst Leopold
Mit Anbruch des 20. Jahrhunderts hielt der Bergbau auch in Dorsten Einzug und prägte zunehmend das Leben der Bevölkerung. 1911 konnte auf der Schachtanlage Baldur die erste Kohle gefördert werden und ein Jahr später auch auf der Nachbarbergwerk Fürst Leopold. Dieses übernahm 1931 die Schächte und Grubenfelder von Baldur. Der Teufbeginn für das dritte Bergwerk im heutigen Dorsten 1958 gab Anlass für die Planung der „Neuen Stadt Wulfen“. Aufgrund einer Absatzkrise im Steinkohlenbergbau blieb das Bergwerk Wulfen jedoch hinter den Erwartungen ihrer Eigentümerin, der Mathias Stinnes AG, zurück. Um langfristig eine solide Tagesförderung zu erreichen, legte man 1982 die Bergwerke Fürst Leopold und Wulfen zu einer Verbundanlage zusammen. Mit rund 3.000 Mann Belegschaft konnten so bis zu 2,4 Mio. Tonnen Steinkohle pro Jahr gewonnen werden.
Nach der 1998 erfolgten Eingliederung in das Bergwerk Lippe stellte man 2001 die Förderung auf Fürst Leopold ein. Die Kohle wurde nun in Gelsenkirchen zu Tage gefördert, während die Schächte auf Fürst Leopold noch für Materialförderung, Wasserhaltung und Bewetterung gebraucht wurden. 2008 kam die endgültige Stilllegung für das Verbundbergwerk Lippe. Die Schächte von Fürst Leopold dienen heute der Grubenwasserhaltung der RAG. Das Gelände mit den erhaltenen übertägigen historischen Gebäuden des Bergwerkes Fürst Leopold wurde an einen Investor veräußert, der hier einen Park für Kunst, Kultur, Gastronomie und Einzelhandel etablieren wird.
Trägerschaft Maschinenhalle
Die denkmalgeschützte historische Fördermaschinenhalle mit ihrer qualitätsvollen Ausstattung ist Eigentum der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.
Mit Abschluss eines langfristigen Mietvertrages zwischen der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur und dem Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte Dorsten e.V. wird die Stiftung zukünftig die Kosten für eine Instandhaltung an Dach und Fach tragen und den Verein auch im Hinblick auf den Betrieb des Hauses aktiv unterstützen. Der Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte wird in der Maschinenhalle Fürst Leopold ein Informations- und Begegnungszentrum betreiben.
Der Verein
Um sich aktiv für die Bewahrung der bergbaulichen Geschichte, die fast 100 Jahre lang das Leben in der Stadt Dorsten prägte, einzusetzen, gründeten Dorstener Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2003 den Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte Dorsten e.V.. Ein wichtiges Anliegen des gemeinnützigen Vereins besteht darin, die Fördermaschinenhalle der ehemaligen Zeche Fürst Leopold einschließlich ihres historischen Maschinenbestandes zu erhalten und zu pflegen sowie die vom Bergbau geprägte Sozial- und Industriegeschichte der Stadt Dorsten zu dokumentieren, der interessierten Öffentlichkeit zu vermitteln und zugänglich zu machen.
Der Verein hat aktuell rund 270 Mitglieder, die sich in verschiedenen Arbeits-gemeinschaften (Dampfmaschine, Geschichte, Medien, Siedlungsführung, Architektur etc.) engagieren. Wichtig ist dem Verein zudem die Entwicklung des Stadtteils Hervest-Dorsten mit besonderem Fokus auf die künftige Nutzung der ehemaligen Flächen von Fürst Leopold, STEAG und Ruhrgas – Stichwort „Neue Mitte Hervest“.
Mehrere Tausend Arbeitsstunden hat die Dampfmaschinen AG des Vereins in die Instandsetzung der ehemals dampfbetriebenen Fördermaschine investiert und damit einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung des industriellen Erbes geleistet und die Voraussetzung für die geplante Dynamisierung der denkmalgeschützten Maschine geschafft, die von der NRW-Stiftung mit einem Betrag von bis zu 117.000 € (90 % der Kosten) gefördert wird.
Das Engagement des Vereins konzentriert sich auf den Standort Fürst Leopold, zu dem auch die ebenfalls denkmalgeschützte Zechensiedlung Fürst Leopold gehört – wenn man so will ein gebautes Dokument Sozialgeschichte. Der Verein bietet in der Siedlung seit 2011 regelmäßige Führungen an. Die Siedlung ist wie die Maschinenhalle Standort des Außerschulischen Lernorts. Auch regional wächst zunehmend das Interesse an Führungen durch die Siedlung, nicht zuletzt durch das Angebot von Themenführungen.
Der Bergbauverein ist auch über seine Geschäftsstelle in der Siedlung fest im Stadtteil verankert und beteiligt sich aktiv an der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen aller Art im Stadtteil Hervest-Dorsten wie z.B. Bergfest, Fest der Kulturen, Frühlingsfest und ExtraSchicht. Er unterstützt intensiv das Projekt „Soziale Stadt Hervest“, wie z.B. 2011 durch eine aufwändige Beteiligung an der Messe Soziale Stadt, zu der es vom Bergbauverein organisierte Live-Übertragungen vom Brunnenplatz in Hervest zur Messe in Duisburg gab. Bei seiner Initiative im Stadtteil versteht sich der Bergbauverein in Kooperation mit dem Stadtteilbüro auch als Motor einer stärkeren Vernetzung von Vereinen, Verbänden und öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Kindergärten etc.) im Stadtteil, so praktiziert bei eigenen Veranstaltungen wie aktuell beim Doppeljubiläum Mitte September 2012 als gemeinsam getragenes Fest.
In Kooperation mit der Stadtverwaltung Dorsten bereitet der Bergbauverein aktuell eine Projektanmeldung zur „Regionale 2016“ vor. Dieses Projekt soll sich am konkreten Beispiel eines Bergsenkungsgebietes im Themenbereich „Umwelt und Landschaft“ mit den nachhaltigen Auswirkungen der Industrialisierung auf die Umwelt und Landschaft auseinandersetzen, die negativen Folgen dokumentieren, aber auch die Chancen, die sich aus diesen Veränderungen ergeben und entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. „ZukunftsLand Fürst Leopold“ – so könnte dieses mittelfristige Projekt betitelt werden.
Neben der aktiven Pflege der Dampffördermaschine, den Führungen sowie den zahlrei-chen o.g. Aktivitäten hat der Verein dieses vorliegende Nutzungskonzept konzipiert, um künftig ein Informations- und Begegnungszentrum zu betreiben. Unter diesem Zentrum versteht der Verein einen lebendigen Ort, der über die Vermittlung des geschichtlichen Aspektes hinaus das kulturelle Angebot insbesondere für Dorstener Bürgerinnen und Bür-ger bereichert und Impulse im außerschulischen Bereich setzt.
Der Verein pflegt eine eigene Homepage unter www.bergbau-dorsten.de. Die verschiedenen Rubriken News, Führungen, Bergbau, Industriegeschichte, Dampfmaschine, Zechen-kolonien, Presse und Interna informieren über die Aktivitäten innerhalb des Vereins und aktuelle Termine und geben einen geschichtlichen Überblick hinsichtlich der Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte Dorstens.
Abgrenzung zu Einrichtungen in der Region
Es gibt im Umkreis von 20 km mehrere Industriemuseen, die auf den ersten Blick vergleichbar sind mit dem Standort Fürst Leopold. Das Konzept für das Informations- und Begegnungszentrum Fürst Leopold stellt auch deshalb nicht die Nutzung des Standortes als Industriemuseum in den Vordergrund, sondern unterbreitet vielmehr bewusst ein vielschichtiges Angebot für verschiedenste Zielgruppen:
• Wenige Exponate sollen im Ausstellungsbereich thematische Schwerpunkte setzen und die Besonderheit des Standortes Fürst Leopold betonen.
• Besser als an jedem anderen Standort kann auf Fürst Leopold mit der unmit-telbaren Nähe von Maschinenhalle und denkmalgeschützter Zechensiedlung der prägende Zusammenhang von Arbeiten und Wohnen veranschaulicht werden, Fürst Leopold steht wie kein anderer Standort für den Begriff vom „Leben auf der Seilscheibe“.
• Der geplante Ausstellungsbereich in der „grünen“ Maschinenhalle steht zur Ergän-zung des Projektes Außerschulischer Lernort, für Führungen, Kulturveranstaltungen und Wechselausstellungen zur Verfügung.
Konkrete Angebote oder Planungen dieser Art sind von keinem der in Anlage 1 aufgeführ-ten Standorte in so gebündelter Form bekannt (s. Anlage 1).
Hinzu kommt, dass der private Investor auf dem Areal Fürst Leopold – die Dorstener Prisma Immobilien GmbH – nach Realisierung seiner Projekte (Kreativ-Wirtschaft, Kultur, Freizeit, Gastronomie u. Einzelhandel) mit einem Volumen von rd. 100 Mio. € von jährlich bis zu 300.000 Besuchern am Standort Fürst Leopold ausgeht. An diesem Standort wird dann die Maschinenhalle das letzte wirklich authentische Zechengebäude auf dem Areal sein. Das Informations- und Begegnungszentrum soll auch für diese Besucherströme offen sein mit seinem attraktiven Angebot, das einerseits die museale Notwendigkeit nicht ver-nachlässigt, sich aber andererseits vor allen Dingen als zeitgemäße und lebendige Veranstaltungsstätte präsentiert. Die Immobilien GmbH ist zu entsprechenden Kooperationen gerne bereit.
Abgrenzung zu bestehenden und geplanten Einrichtungen im Stadtteil
• Kultur-und Begegnungszentrum Brunnenplatz (bestehend):
Träger ist das Referat für Migration und Integration des Ev. Kirchenverbandes.
Hauptansatz der Arbeit ist die Integration der verschiedenen Einwohnergruppen mit Migrationshintergrund in der Zechensiedlung Fürst Leopold. Zu diesem Zweck bestehen eine Reihe von Gruppen mit teils multikultureller und teils ethnischer Zusammensetzung. Das Angebot reicht von Hausaufgabenbetreuung, über Kochkurse, offene Frauen- und Männergruppen bis hin zu gemeinsamen Veranstaltungen (z.B. Sommerfeste, Fastenbrechen etc.) auf dem Brunnenplatz. Die Räume im Kultur- und Begegnungszentrum stehen auch anderen Hervester Vereinen für Sitzungen und kleinere Veranstaltungen (bis zu 40 Personen) zur Verfügung. Der Bergbauverein, der seine Geschäftsstelle ebenfalls am Brunnenplatz hat, nutzt bisher den großen Raum zur Veranstaltung seiner monatlichen offenen Vorstandssitzungen und unterstützt das Referat für Migration bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen.
• Soziokulturelles Zentrum Fürst Leopold (geplant):
Träger wird eine von der Stadt Dorsten (51%) und den beiden Kirchen gemeinsam gegründete GmbH.
Östlich der Maschinenhalle Fürst Leopold soll (Fertigstellung 2014) ein Soziokulturelles Zentrum errichtet werden. Im Schwerpunkt soll das „Leo“ als offenes Jugendheim betrieben werden, geplant ist aber auch in einem Seitentrakt mit einer Nutzfläche von rd. 130 qm ein sogenanntes Bürgerhaus. In diesem Bürgerhaus wird dem Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte mietfrei ein Archivraum (28 qm) zur Verfügung gestellt, der einerseits als Büroraum genutzt werden kann, andererseits aber auch die Möglichkeit bietet, u.a. Lehr- und Lernmaterial des Projektes Außerschulischer Lernort aufzubewahren. Der Bergbauverein will diesen Raum als Verwaltungsbüro des Informations- und Begegnungszentrums Fürst Leopold nutzen. Im Bürgerhaus steht zudem ein Multifunktionsraum (100 qm) allen Vereinen zur Verfügung, Nach den Vorstellungen des Bergbauvereins solldieser Multifunktionsraum für das Projekt Außerschulischer Lernort genutzt werden, quasi als Klassenzimmer für alle Module, die nicht in der Maschinenhalle durchgeführt werden können, insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten, wenn die Maschinenhalle aus klimatischen Gründen nur eingeschränkt genutzt werden kann. Diesen Multifunktionsraum will der Bergbauverein für eigene Veranstaltungen nutzen, dies dann auch als Ersatz für die bisherige Nutzung des Begegnungszentrums am Brunnenplatz.
Geplante Baumaßnahme Maschinenhalle
Die Maßnahme zielt darauf, das denkmalgeschützte Gebäude an Dach und Fach in seiner Bausubstanz einschließlich der technikhistorischen Maschinenausstattung zu sanieren mit dem Ziel, es für die Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen und Ausstellungen sowie kleineren Veranstaltungen mit begrenzter Teilnehmerzahl zugänglich zu machen. Zur Bauvoranfrage liegt inzwischen ein positiver Bescheid der Stadtverwaltung vor, der Bauantrag der Architekten Steinau und Löer ist im Auftrag der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur in Arbeit.
Im Vorfeld ist nach einer örtlichen Begehung mit den Architekten sowie dem Brandschutz-Ingenieur Dr.-Ing. R. Krause ein Brandschutzkonzept erstellt worden, aus dem hervor geht, dass bei Umnutzung der Maschinenhalle in ein Informations- und Begegnungszentrum keine erhöhten Anforderungen an den Brandschutz gestellt werden.
Das Maschinenhaus ist gegliedert in zwei nebeneinander stehende Gebäude. Es ist vorgesehen, das Haus besucherfreundlich und barrierefrei herzurichten. In das Sockelgeschoss der östlichen Maschinenhalle soll der künftige Eingangsbereich als Foyer mit Ausstellungselementen integriert werden. Im Obergeschoss befinden sich jeweils in einer großen Halle die Fördermaschinen für Schacht 2: die „schwarze“ Maschine von 1912 und die „grüne“ Maschine von 1915 (Umbau auf Hochdruckbetrieb 1972), gebaut von der Friedrich-Wilhelmshütte in Mülheim an der Ruhr.
Sockel- und Obergeschoss sind durch einen Treppenaufgang verbunden. Um Barrierefreiheit zu gewährleisten, ist die Treppe mit einem Treppenlift auszustatten. Da in der „grünen“ Maschinenhalle aufgrund der Maschinen nur wenige Freiflächen zur Verfügung stehen, ist geplant, dort eine umlaufende Galerie in ca. 3,50 m Höhe einzuziehen, um mehr Ausstellungs- und Nutzfläche zu erhalten.
Um eine Nutzung des Maschinenhauses im Rahmen von Ausstellungen und kleineren Veranstaltungsformaten zu ermöglichen, ist es notwendig, einen zweiten Fluchtweg auszuweisen, die Sanitäranlage zu sanieren, Hausanschlüsse und ggf. eine Niedrig-Standard-Beheizung einzubauen. Im Außenbereich ist neben erforderlichen Stellplätzen eine pflegeextensive Grünflächengestaltung vorgesehen. Die Sanierung wird in enger Absprache mit der Denkmalpflege erfolgen und soll in allen Gewerken denkmalgerecht vollzogen werden. Bestandteil der Maßnahme ist die Dynamisierung der denkmalgeschützten Fördermaschine in der „schwarzen Halle“, die zukünftig als „Maschine in Bewegung“ das Herzstück des Informations- und Begegnungszentrums werden soll.
Weitere Raumbedarfe der Vereinsarbeit wie beispielsweise ein Mehrzweck- und Seminar-raum zur Vor- oder Nachbereitung von Schulgruppenführungen im Sinne eines Unterrichts vor Ort sowie für Versammlungen und Vorträge sowie ein Archivraum für die Aufbewah-rung von digitalen Fotos, Zeichnungen, Zeitzeugenmitschnitten, Artikeln, etc. und die Einrichtung eines Behinderten-WCs werden in dem bereits erwähnten, in unmittelbarer Nachbarschaft entstehenden Neubau des Soziokulturellen Zentrums integriert werden.
Das Betriebskonzept
Informations- und Begegnungszentrum
Das Maschinenhaus der Zeche Fürst Leopold soll zu einem lebendigen Geschichts- und Kulturhaus für Jung und Alt entwickelt werden, das den Blick für die erhaltenen Stätten und Relikte des Bergbaus auf dem ehemaligen Zechengelände, in seiner Umgebung und weit darüber hinaus schärft. Selbstverständlich soll das Haus auch offen sein für Touristen der Region und damit die Reihe der bedeutenden und sehenswerten industriekulturellen Stätten in Nordrhein-Westfalen fortschreiben.
In Kooperation mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur möchte der Verein das denkmalgeschützte Maschinenhaus einer neuen Nutzung zuführen und ein Informations- und Begegnungszentrum schaffen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Maschinenhaus als Außerschulischen Lernort zu etablieren. Im Rahmen einer Anbindung an die Lehrpläne der Schulen wird es darum gehen, neben technikgeschichtlichen Inhalten rund um die beeindruckende Dampffördermaschine von 1912 die Zechengeschichte zu erarbeiten und auf ansprechende Weise zu vermitteln (z.B. das Projekt: „Klassenzimmer an der Dampfmaschine“). Des Weiteren soll ein inhaltlicher Brückenschlag zu der als Gartenstadt angelegten Zechensiedlung Fürst Leopold (1912-1920) gemacht werden, die als herausragendes Beispiel der Arbeiterwohnkultur des frühen 20. Jahrhunderts im Ruhrgebiet gilt und bereits Station der Themenroute „Arbeitersiedlungen“ der Route der Industriekultur (RVR) ist. Insbesondere über den Themenkreis „Arbeiten und Wohnen“ und den Vergleich der heutigen und damaligen Bedingungen und Bedürfnisse können sozialgeschichtliche Fragen anschaulich thematisiert werden.
Angestrebt wird als Dauerausstellung insgesamt eine möglichst erlebnisorientierte Präsentation mittels visueller und akustischer Elemente, beweglicher Modelle und interaktiver Zonen, die nach Möglichkeit ohne größeren Wartungs- und Betriebskostenaufwand sind. Ziel ist, dass ein lebendiges und ansprechendes interessantes Informationszentrum entsteht, das Jugendliche sowie Erwachsene gleichermaßen anspricht.
Um das Gebäude darüber hinaus im kulturellen Leben der Stadt fest zu verankern, haben die Tisa-von-der-Schulenburg-Stiftung und die beiden Dorstener Kunstvereine ihr Interesse bekundet, das Haus u.a. durch Wechselausstellungen mit Leben zu füllen. Allein die Möglichkeit, Arbeiten aus dem Werk der renommierten Künstlerin und Ordensfrau Tisa von der Schulenburg zu präsentieren, die zeitlebens den Bergleuten im Revier und insbesondere Dorsten eng verbunden war, ist eine große Chance zur Belebung des Gebäudes.
Seit Oktober 2011 werden in Kooperation mit dem Kunstverein Dorsten in der Maschinen-halle JugendKunstProjekte mit den weiterführenden Schulen der Stadt Dorsten (Gesamt-schule Wulfen, St. Ursula Realschule u. Gymnasium Petrinum) durchgeführt. Die dabei bisher gemachten Erfahrungen sollen – wiederum in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein – für ein Weiterbildungsangebot an die Kunsterzieher/innen an den Dorstener Schulen weitergeben werden.
Das Betriebskonzept beruht auf insgesamt sechs Säulen:
1. Dauerausstellung einschließlich Maschinenausstattung
2. Regelöffnungszeiten und Führungsbetrieb
3. Außerschulischer Lernort
4. Wechselausstellungen
5. Veranstaltungen
6. Dokumentations- und Recherchezentrum
Zu 1. Dauerausstellung einschließlich Maschinenausstattung
Das Nutzungskonzept zielt darauf, das Maschinenhaus inklusive seiner maschinellen Ausstattung für Besucher zugänglich zu machen und die Geschichte des Industriedenkmals anschaulich zu präsentieren. Zunächst einmal wird es darum gehen, das Haus selbst als Baudenkmal vorzustellen, um den Besuchern ein Gespür für die qualitätsvolle Zechenarchitektur zur vermitteln. Neben der Architektur soll die funktionale Bedeutung des Maschinenhauses für das Bergwerk Fürst Leopold herausgestellt werden.
Im Zentrum der Vermittlung wird die imposante Zwillingstandemdampffördermaschine von 1912 stehen. Durch Vorleistungen des Vereins in Form von über 15.000 Arbeitsstunden besteht die Möglichkeit, diese Maschine über einen Reibradantrieb wieder zu dynamisieren. Der Demonstrationsbetrieb soll ein Baustein innerhalb des Konzeptes zum Außerschulischen Lernort werden. Darüber hinaus ist eine „Maschine in Bewegung“ auch aus touristischen Gründen ein wichtiges Argument. Aus diesem Grund ist im April 2012 ein Antrag auf Förderung der Dynamisierung der Maschine an die NRW-Stiftung gestellt worden. Mit Schreiben vom 25. Juli 2012 hat die NRW-Stiftung mitgeteilt, dass dieses Projekt mit einem Zuschuss von 117.000 € (90 v.H. der Kosten) gefördert wird. Der Verein trägt bei kalkulierten Kosten von rd. 130.000 € einen Eigenanteil von 13.000 €.
Über die baulichen und technikhistorischen Werte hinaus ist es dem Verein ein Anliegen, die Geschichte der Zeche Fürst Leopold darzustellen und auf lebendige und zeitgemäße Weise durch Führungen und anhand unterschiedlicher Medien zu vermitteln.
Ein wichtiger Aspekt wird darin bestehen, die Menschen, die auf der Zeche schwere Arbeit leisteten, ins Blickfeld zu rücken und ihnen in Wort, Schrift, Bild und Objekten einen ihnen gebührenden Raum zu geben, der wiederum das Augenmerk über die Zeche hinaus auf das damalige und heutige Leben der Stadt Dorsten lenkt. Ein Grobkonzept für das Informations- und Begegnungszentrum (s. Anlage 2) liegt vor.
Zur Finanzierung des detaillierten Ausstellungskonzeptes und der Ausstellungsarchitektur soll ein weiterer Förderantrag bei der NRW-Stiftung Natur-Heimat-Kultur gestellt werden. Dieser Antrag ist vorbesprochen und in Vorbereitung.
Zu 2. Regelöffnungszeiten und Führungsbetrieb
Die Vereinsmitglieder gewährleisten im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Arbeit einen geregel-ten
Öffnungsbetrieb:
Sommerbetrieb: April – Oktober
Winterbetrieb für Führungen auf Anfrage und Sonderveranstaltungen
In der Startphase So 14.00 – 18.00 Uhr, bei regem Andrang sind auch längere und zusätzliche Öffnungszeiten möglich; der Samstag bleibt zunächst für angemeldete Gruppen sowie das gemeinsam mit der Stadtverwaltung Dorsten geplante Projekt „Heiraten an der Dampfmaschine“ reserviert.
Das Maschinenhaus und die Zeche Fürst Leopold sollen zusammen mit der unmittelbar benachbarten Zechensiedlung im Mittelpunkt von qualifizierten Besucherführungen stehen, die in Kooperation mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, der Stadtinfo Dorsten und dem Regionalverband Ruhr/ Route der Industriekultur beworben werden.
Es sollen drei Führungsarten angeboten werden:
• Führung in der Maschinenhalle mit Vorführung der Dampfmaschine in Bewegung
• Führung durch die Siedlung
• Führung durch die Siedlung, über das Zechengelände und durch die Maschinenhalle
Die offenen Führungen werden während der regulären Öffnungszeiten angeboten, ge-buchte Führungen auf Anfrage. Die Führungen werden wie auch heute schon mit qualifizierten Kräften des Vereins durchgeführt, bei zusätzlichem Bedarf kann der Verein künftig auch auf Gästeführer der Stiftung und der Stadtinfo Dorsten zurückgreifen.
Für Führungen über das ehemalige Zechengelände, in der Maschinenhalle und Vorführungen der Dampfmaschine soll ein vom Verein und Stiftung gemeinsam erarbeitetes Führungshandbuch erstellt werden. Die Grundlagen für dieses Führungshandbuch werden durch ein kulturwissenschaftliches Gutachten ermittelt, das die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur zur Verfügung stellt.
Die Konzeption zur Siedlungsführung ist abgestimmt auf die verschiedenen Gruppenbedürfnisse (Schulklassen, Jugendgruppen, Erwachsene) vorhanden. Alle Hervester Grundschulen haben von diesem Angebot für Schulen bereits Gebrauch gemacht. Seit 2011 finden regelmäßige Führungen und welche auf Anfrage statt: waren es 2011 noch 19 Führungen mit rd. 340 Teilnehmern, sind es Ende Juli 2012 schon 22 Führungen mit 360 Teilnehmern. Dabei sind in der Statistik die zahlreichen Besucher am Tag der ExtraSchicht 2011 und 2012 nicht berücksichtigt.
Die Kombination aus Siedlungsführung und Führung Zechengelände/Maschinenhalle kann wegen des Umbaus des Zechengeländes und der Umrüstung der Maschinenhalle derzeit nur eingeschränkt durchgeführt werden, wird aber später bei entsprechender Bewerbung stark zunehmen, das zeigen die schon jetzt vorliegenden Anfragen.
Seitens der Prisma Immobilien GmbH – Eigentümerin des denkmalgeschützten Ensembles Fürst Leopold und privater Investor auf dem Zechengelände – besteht auch bei den Führungen reges Interesse an enger Zusammenarbeit mit dem Bergbauverein. Es soll ein gemeinsames Konzept erarbeitet werden, um unter Federführung des Bergbauvereins auch Führungen durch ehemalige Zechengebäude (Lohnhalle, Kaue, Trafogebäude etc.) anzubieten.(s. Anlage 3)
Zu 3. Außerschulischer Lernort
Die 100-jährige Bergbaugeschichte der Stadt Dorsten lässt sich Kindern und Jugendlichen am anschaulichsten durch ein attraktives und unvergessliches Vor-Ort-Erlebnis vermitteln. Auch deshalb soll das Maschinenhaus als Außerschulischer Lernort etabliert werden. Entsprechend werden Konzepte und jeweils altersgerechte Angebote entwickelt, die mit den schulischen Curricula korrespondieren. Der Vorteil des Standortes ist, dass die industriehistorische Anlage vielfältige und interdisziplinäre Herangehensweisen ermöglicht.
Themen, die beispielhaft am Außerschulischen Lernort Fürst Leopold aufgegriffen werden können:
– Fragen der Industrie- und Technikgeschichte wie auch Fragen des Denkmalschutzes und der Musealisierung, etwa, warum wir Gebäude und Dinge, die nicht mehr ge-braucht werden, überhaupt bewahren. Auf diese Weise können weit über den heimatkundlichen und technikgeschichtlichen Ansatz hinaus auch übergeordnete, gesellschaftliche Fragen erörtert werden. Bei diesem Themenbereich ist enge Kooperation mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur geplant, zumal dieses Thema auch für die Stiftung von standortübergreifender Bedeutung ist.
– Naturwissenschaften: Physik, Technik und Energie einerseits am Beispiel des dyna-misierten Dampfmaschine, andererseits aber auch für Themen wie „Kohle als Ener-gieträger“, wobei hier der Standort Fürst Leopold auch als Ausgangspunkt für Ex-kursionen zu weiteren „Energie“-Partnern genutzt werden soll, um das Thema z.B. in Richtung erneuerbare Energie zu vertiefen. Der Verein bemüht sich im technischen Bereich um Kooperation mit der MINT-Stiftung in Marl, erste Gespräche fanden statt.
– Sozialgeschichte: Das enge Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen ist unter dem Stichwort „Leben auf der Seilscheibe“ in Form von jeweils denkmalgeschützten Zechenanlagen sowie Zechensiedlung fast schon Alleinstellungsmerkmal des Standortes Fürst Leopold und bietet so ideale Voraussetzungen für einen Außerschulischen Lernort mit den Fächern Sozialgeschichte, Geschichte, Politik und auch Geografie.
– Kunst: Trotz der erst eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten der Maschinenhalle haben bereits seit Oktober 2011 bis heute (Stand Juli 2012) in Kooperation mit dem Dorstener Kunstverein (u.a. finanzieller Träger) sowie lokalen Künstlern aus der Gruppe „starke orte“ vier JugendKunstProjekte mit weiterführenden Schulen stattgefunden. Weitere Projekte sind – abhängig von den Nutzungsmöglichkeiten in der Umbauphase der Maschinenhalle – auch für das nächste Schuljahr verabredet.
– Medienpädagogik: Bereits stattgefunden hat mit Unterstützung eines Kölner Medi-eninstitutes ein Geocashing-Projekt mit einer weiterführenden Schule, aktuell ist ein mehrjähriges Filmprojekt mit einer Gesamtschule verabredet, das unter dem Titel „Fürst Leopold“ die Entwicklung des Standortes mit besonderem Fokus auf der Maschinenhalle dokumentieren soll, auch mit dem Ziel, das Projektergebnis später in Form einer Multimedia-DVD in der Ausstellung im Informations- und Begegnungszentrum nutzen zu können. Dieses Projekt wird wesentlich aus Landesmitteln finanziert, den städtischen Eigenanteil trägt der Verein.
– Sachkunde an Grundschulen: Da das Fördermaschinenhaus nur eingeschränkt zur Verfügung steht, beschränkt sich das Angebot derzeit noch auf Siedlungsführungen und Unterrichtsbesuche („Ein Bergmann erzählt“).
– Geografie und Umwelt: In den vergangenen rund 150 Jahren wurde die Entwicklung der Stadt Dorsten ganz wesentlich durch die Industrialisierung geprägt. Vor allen Dingen der Bergbau hat in und um Dorsten seine Spuren hinterlassen und das Landschaftsbild nachhaltig verändert. Das Lippebett wurde für den Kanalbau mit Zechenhafenanschluss für die Schachtanlage Fürst Leopold verlegt, als Folge des Bergbaus entstanden einerseits großflächige Senkungsgebiete mit der Folge, dass sich dort teilweise hochwertige Biotope entwickelt haben, es entstanden aber auch Halden mit entsprechenden Folgen für das Stadtklima. Die Auswirkungen auf Umwelt und Landschaft können beispielhaft am Standort Fürst Leopold in einem Außerschulischen Lernort Hervester Bruch nachvollzogen werden. Ein hier bereits vom Heimatverein Hervest betreutes Projekt „Storchennest“ kann und soll in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Dorsten zum Außerschulischen Lernort erweitert werden.
Die Vielzahl der Fachbereiche und Themen, die am Außerschulischen Lernort Fürst Leopold angeboten werden können, bedingt, dass die Erstellung von Konzepten als Prozess zu verstehen ist, der vom Verein in Kooperation mit den Schulen und entsprechenden Bildungsträgern zu bewältigen sein wird. Erste Gespräche mit Lehrern zeigen, dass dieses Herangehen auch die Chance bietet, die individuelle Unterrichtsgestaltung zu ermöglichen.
Für den Außerschulischen Lernort sollen die „schwarze“ und „grüne“ Maschinenhalle als Klassenzimmer und /oder Atelier genutzt werden, dem Verein stehen aber auch Räume im Soziokulturellen Zentrum zur Verfügung, das die Stadt östl. der Maschinenhalle in unmittelbarer Nähe errichten wird.
Ansprechpartner für den Außerschulischen Lernort sind zunächst die Dorstener Schulen. Der Verein hat auf Einladung des Schulamtes in der Schulleiter-Konferenz sein Konzept zum Außerschulischen Lernort vorgestellt und in Folge Detailgespräche mit Schulkollegien und Fachschaften einzelner Schulen geführt. Konkret arbeitet der Verein bereits mit folgenden Schulen zusammen: Gesamtschule Wulfen, Gymnasium Petrinum, St. Ursula-Gymnasium, St. Ursula-Realschule sowie den drei Grundschulen im Stadtteil.
Um über die Stadtgrenzen hinaus eine gute Vernetzung innerhalb des Kreises RE zu ermöglichen, ist seitens des Vereins der Kontakt sowohl zum Regionalen Bildungsbüro in Recklinghausen als auch zur MINT-Stiftung in Marl gesucht worden. Dabei wurden in ersten Gesprächen bereits konkrete Schritte erörtert, wie der Ausbau zu einem Standort als außerschulischer Lernort erfolgen kann. Nach den NRW-Sommerferien macht dies einen Schwerpunkt der Vereinsarbeit aus.
Zunehmend gefragt sind Angebote des Vereins für Kinder- und Jugendgruppen, sei es als Ferienaktivität, aber auch und besonders als Nachmittagsangebote der Ganztagsschulen.
Zu 4. Wechselausstellungen
Einen weiteren Baustein neben der Dauerausstellung werden Wechselausstellungen bilden. Es wird im Wesentlichen zwei Arten geben, die das Angebot in der Maschinenhalle bereichern:
zum einen vom Bergbauverein erarbeitete Ausstellungen zu diversen Sonderthemen der Bergbau-, Industrie- sowie Sozialgeschichte Dorstens, beispielsweise:
„Auswirkungen des Bergbaus auf die Umwelt“
„Gaswirtschaft am Standort Ruhrgas“.
Zum anderen will der Verein in Kooperation mit den Dorstener Kunstvereinen sowie der Tisa-von- der-Schulenburg-Stiftung die Maschinenhalle als neuen attraktiven Ausstellungsort in der Stadt Dorsten und mindestens in der Region etablieren. Dabei kommt der Zusammenarbeit mit der Tisa-von- der-Schulenburg-Stiftung insofern besondere Bedeutung zu, weil sich das Lebenswerk der verstorbenen Dorstener Ehrenbürgerin „Schwester Paula“ ganz wesentlich mit der Thematik Bergbau auseinandergesetzt hat. Aktuell verfügt die Tisa-Stiftung über keine eigene Ausstellung, um dieses Lebenswerk angemessen zu würdigen. Zudem ist daran gedacht, die regelmäßige Vergabe des Tisa-Förderpreises zukünftig in der Maschinenhalle zu veranstalten. (s. Anlage 4)
Der Ort für die Wechselausstellungen wird vorrangig die grüne Halle des Maschinenhauses sein. Ausstellungen in Kooperation mit den Kunstvereinen könnten gegebenenfalls im Sinne künstlerischer Intervention auch in der schwarzen Halle in Form von Installationen stattfinden. (s. Anlage 5)
Zu 5. Veranstaltungen
Mit dem Ziel, den Denkmalstandort über den Besucherführungsbetrieb hinaus dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, soll das Denkmal im Rahmen eines Veranstaltungsprogramms mit Leben gefüllt werden. Geplant sind vier verschiedene Veranstaltungsformate:
1. Eigenveranstaltungen
• Wechselausstellungen mit Sonderthemen
• Angebote: z.B. Filmabende, Vortragsreihen, Talkrunden, Sammlerbörsen etc.
• Für Mitglieder: Sommerfest, „Barbarafest“ (Mitgliederfest im Dezember), Vereins-abende
• Beteiligung an Festen der Stadt in der Maschinenhalle z.B. „Bergfest“ (Straßenfest in Hervest), „Lichterfest“ (Fest der Ehrenamtlichen in der Altstadt), Jubiliarfeiern
2. Kooperationen mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
• Extra-Schicht
• Tag des offenen Denkmals
• Sitzungen von Gremien: z.B. Tagung des Kuratoriums der Industriedenkmal-Stiftung
3. Kooperationen mit Stadt, Tisa-von-der-Schulenburg-Stiftung, NRW-Stiftung, Tedo GmbH, RVR u.a.
• Heiraten an der Dampfmaschine
• Kulturveranstaltungen: z.B. im Rahmen des Kleinkunst-Abos der Stadt Dorsten
• Verleihung des Tisa-Preises
• Sitzungen von Gremien: z.B. Tagung des Kuratoriums der NRW-Stiftung, Hervest-Konferenz
• Route der Industriekultur: z.B. Besichtigungsort innerhalb der Tourenangebote
• Gemeinsames Veranstaltungsprogramm mit Tedo: z.B. am Tag der Extraschicht und des offenen Denkmals
4. Vermietungsformate
• Betriebsfeste für Firmen
• Location für Werbeagenturen
Die Fläche der ehemaligen Zeche Fürst Leopold soll – das ist eine der Zielsetzungen des Pro-jektes Soziale Stadt Hervest – die „Neue Mitte Hervest“ werden, ein Marktplatz von mindestens regionaler Bedeutung, der seine Attraktivität aus dem Miteinander bezieht von Kreativwirtschaft in einem denkmalgeschützten Ensemble, Kultur und Veranstaltungen, Begegnung und Information, aber auch Handel, Gewerbe sowie Wohnen. Orientiert an diesem Anspruch sollen auch die Veranstaltungsformate in der Maschinenhalle natürlich immer unter dem Diktum des Denkmalschutzes eine zeitgemäße Vielfalt gewährleisten.
Nach dem mit der Stadt Dorsten verabredeten „Letter of Intent“ kommt der zur öffentlichen Nutzung umgerüsteten Maschinenhalle bei der Planung von Veranstaltungen der Stadt und ihrer Institutionen (Kulturamt, Volkshochschule, Musikschule etc.) eine besondere Bedeutung zu. Die Stadt Dorsten will den Verein zudem aktiv bei der Akquise und Bewerbung von Veranstaltungen unterstützen. (s. Anlage 6)
Zu kulturellen Veranstaltungen zählen neben den Kooperationsveranstaltungen des Kunstvereins Literaturveranstaltungen, wie beispielsweise jetzt im November in Kooperation mit dem Trägerverein „Cornelia Funke Baumhaus Dorsten“ eine Literaturlesung im Rahmen des Literaturfestivals „literaturland westfalen“ in Hervest stattfindet. Als weitere kulturelle Veranstaltungen sind Abende für jede Art von Kleinkunst, Auftritte von Solomusikern und kleinen Musikgruppen gedacht, wie bereits ein Auftritt des Duos Alexandre Tansman bewiesen hat, dass in der Maschinenhalle interessante Musikveranstaltungen machbar sind. Anlässlich der Doppel-Jubiläumsfeier des Vereins zum 100jährigen Bestehen der Dampfmaschine sowie 100 Jahre Zechensiedlung Fürst Leopold trat der Männergesangsverein Hervest auf und war ebenso überrascht wie die geladenen Gäste von der enormen Akustik der Maschinenhalle, die Lust auf mehr Veranstaltungen dieser Art macht.
Schon jetzt, also vor der Herrichtung der Maschinenhalle für die öffentliche Nutzung, gibt es zunehmend Anfragen, die Halle ganz oder teilweise für Events mieten zu können. Solche Anfragen, wie z.B. die der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe, müssen derzeit noch abgesagt werden. Kleinere Veranstaltungen wie z.B. die für den 19. September geplante Hervest-Konferenz können hingegen bereits jetzt durchgeführt werden.
Zu 6. Dokumentations- und Recherchezentrum
Der Verein verfügt über umfangreiches Bild- und Textmaterial zur Geschichte und Entwick-lung des Standortes Fürst Leopold (Bergwerk und Zechensiedlung), das digitalisiert und dann geschichtlich interessierten Gruppen sowie Einzelpersonen zur Recherche zur Verfügung gestellt werden soll. Die dafür erforderliche Hard- und Software wurde aus Eigenmitteln des Vereins bereits angeschafft. Außerdem sind auf der Basis dieses Materials für die kommenden Jahre regelmäßige Buchveröffentlichungen geplant. (s. Anlage 7)
Finanzierungsplanung
• Ein Antrag auf Städtebaufördermittel aus dem Programm „Soziale Stadt – Initiative ergreifen“ ist gestellt. Nach dem positiven Grundsatzbeschluss der Erstberatung vom 5. Oktober 2011 soll in der Sitzung des Beirats im Oktober 2012 endgültig entschieden werden. Dieser Antrag geht von einer 90% Förderung aus, der Eigenteil von 10% wird vom Verein getragen.
• Eine Kostenberechnung des Architekten liegt mit 605 T€ als Bestandteil der positiv beschiedenen Bauvoranfrage vor. Die Entwurfsplanung ist abgeschlossen, die Erstellung der Unterlagen für den Bauantrag in Arbeit.
• Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur lässt eine Expertise auf kulturwissenschaftlicher Grundlage für die Gästeführer erarbeiten. Die Finanzierung diese Begleithandbuches in Höhe von 25.000 € ist gesichert. Zur Finanzierung des auf das Begleithandbuch aufbauenden, detaillierten Ausstellungskonzeptes und der Ausstellungsarchitektur soll ein weiterer Förderantrag bei der NRW-Stiftung Natur-Heimat-Kultur gestellt werden. Dieser Antrag ist vorbesprochen und in Vorbereitung.
• Für das Projekt „Dynamisierung der Dampfmaschine“ liegt eine Förderzusage der NRW-Stiftung über 117.000 € vor. Auch hier beträgt der Förderanteil 90 % der Kos-ten, die restlichen 10% übernimmt der Verein. Die Eigenleistung des zur Dynamisie-rung der Dampfmaschine beziehen sich auf die Steuerung des Reibradantriebes und sind daher nicht Bestandteil der Kostenberechnung für den Antrag „Initiative ergreifen“.
• Die Kosten für Ausstattung (Bestuhlung, Bühne) der Maschinenhalle sind in der Kostenberechnung nicht enthalten, weil eine Bestuhlung in der Kostenaufstellung zum Antrag des Soziokulturellen Zentrums berücksichtigt ist und eine Bühne als Sachspende der Vivawest Wohnen GmbH in 2012 bereits vorhanden ist.
Das Konzept mit Finanzierungsplan, Wirtschaftsplan und allen Anlagen zum Download